Stadtratsitzung Bern vom 25. April 2019
Im letzten Winter war bei niederschwelligen Angeboten wie dem «Pfuusbus» von Pfarrer Sieber ein enormer Anstieg der Übernachtungswilligen zu beobachten. Insgesamt scheint die Zahl der Menschen ohne Obdach in der Schweiz zu steigen.
In der Stadt Bern gibt es verschiedene Möglichkeiten für Obdachlose, um über Nacht ein Bett zu finden. Für viele Obdachlose sind aber die Regeln des Passantenheims zu strikt und der Sleeper ist meist ausgebucht. Oder sie wissen gar nicht, dass solche Angebote bestehen. Daher ist es zu einfach zu behaupten, in der Stadt Bern bestünden genug Angebote, das auch, weil nicht bekannt ist, wie hoch die Dunkelziffer bei der Obdachlosigkeit effektiv ist. Ausserdem ist bei Engagierten in der Gassenarbeit klar, dass niederschwellige Angebote oder Alternativen fehlen, bei denen es nicht nötig ist, sich zu registrieren, sich auszuweisen oder ähnliches.
Ein erster Schritt wäre es, die Dunkelziffer zu erforschen. In Basel ist ein solches Studienprojekt bereits am Laufen und wird im März dieses Jahres abgeschlossen:
«Wohnungs- und Obdachlosigkeit stellen extreme Formen von Armut dar, zu deren Ausmass und Struktur in der Schweiz bislang wenig bekannt ist. Diese Leerstelle möchte das Projekt füllen, indem hierzu für die Region Basel eine umfangreiche quantitative Erfassung vorgenommen wird. Bei der Suche nach Erklärungen für die Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Basel wird auf strukturelle Rahmenbedingungen Bezug genommen und dabei der lokale Wohnungsmarkt betrachtet. Ein weiterer Schwerpunkt bildet der qualitative Zugang zu den Lebenswelten von Betroffenen, aus denen Bedarfslagen abgeleitet werden. Die Studie ist Teil europäischer Aktivitäten des Netzwerks COST «Measuring Homelessness», an denen sich mehr als 30 Länder beteiligen.»1
Der Gemeinderat wird deshalb aufgefordert, die Ergebnisse der Studie aus Basel zu konsultieren und daraus folgende Massnahmen für Bern vorzuschlagen. Dabei soll auch die Niederschwelligkeit der Angebote und insbesondere die Notwendigkeit von Angeboten für Frauen, Menschen mit Hunden, Jugendlichen/jungen Erwachsenen, sowie Sans Papiers und WanderarbeiterInnen berücksichtigt werden. Wenn die Übertragbarkeit auf Bern nicht gegeben ist, soll er eine ähnliche Studie mit ähnlichen Indikatoren für Bern in Auftrag geben.
Zora Schneider