SPANIENFREIWILLIGE

Redebeitrag von PdA-Stadtrat Daniel Egloff an der Stadtratssitzung vom 5. November 2015

Ich bin entsetzt über die Antwort des sogenannt Rot-Grünen Gemeinderates. Wie richtig erwähnt wurde, waren es vor allem Linke, aber auch liberale Bürgerliche, die für die Demokratie in Spanien kämpften. Wie kann da ein linker Gemeinderat mit mehr oder weniger fadenscheinigen Begründungen Nein sagen? Naja. 

Es steht da, es fehle die herausragende Leistung der Berner. Ist es denn keine herausragende Leistung, sein Leben zu riskieren? Ist es keine herausragende Leistung, seiner Überzeugung für Demokratie zu folgen und alles hinter sich zu lassen, mit dem Wissen, dass man, wenn man überhaupt zurückkehrt, dann gleich in den Knast wandern wird? Dass diese Leistung nicht speziell bernisch war, spielt doch keine Rolle und ist nur ein vorgeschobenes Argument. Es scheint mir bezeichnend, dass wohl irgend eine herausragende Führungsperson aus Bern (wahrscheinlich am liebsten ein Bern-Burger) gesucht wird, damit man dann einen schönen Kopf auf das Denkmal setzen könnte. Nein, es ist gerade das Beeindruckende, dass da ganz normale Menschen (85% normale Arbeiter) ohne Anspruch nach Bekanntheit ihr Leben für die richtige Sache riskiert und zum Teil gegeben haben. Wenn nicht dem, wem ist es denn wert, ein Denkmal zu erhalten?
Darum will ich diese Menschen, die zwischen 1936 und 39 als Freiwillige nach Spanien zogen und wenigstens einen Teil ihres Lebens in der Stadt Bern verbracht haben, hier nennen, wobei meine Aufzählung keine Vollständigkeit garantiert.

Es sind dies:
Bietenharder Alfred
Boillat Charles
Dickenstein Siegfried
Howald Paul
Inauen Josef
Jäggin Paul
Lang Ernst (Cordoba E 5.1937)
Ledermann Hans (1937)
Lehmann Hans
Meuwly Wilhelm
Michel Hans
Müller Ernst
Nüssler Hans
Perrot Max
Pulver Werner
Rothenbühler Oscar
Scheidegger Albert (Belchite E 3. 1938)
Schneeberger Johann
Wolf Heinrich
Zbinden Friedrich

Ich möchte noch anfügen, dass die Stadt Bern sich Bundeshauptstadt nennt und damit auch ein Denkmal, welches über den Rahmen der Stadtberner Bevölkerung hinaus geht, errichten darf bzw. sollte. Wir haben neuerdings ja auch einen Europaplatz.

Besser wird dieses Denkmal spät errichtet als nie. Das Argument, dass es keinen aktuellen zeitgenössischen Anlass zu diesem Denkmal gebe, heisst soviel wie „der zweite Weltkrieg ist lange her“, wir interessieren uns nicht mehr dafür und das hatte alles nichts mit uns zu tun. Und doch, Bern ist Teil von Europa und der europäischen Geschichte. Und es sind Werte, für welche immer noch oder sogar wieder vermehrt gekämpft werden muss. Wir leben in Zeiten, wo die
Demokratie, Souveränität und Freiheit durch Grosskonzerne, internationale Verträge und imperialistische Kriege zunehmend unter Druck gerät.

Abgesehen von dem allem, ist der Anlass sehr aktuell, denn erst im Jahr 2009 wurden die Spanienfreiwilligen rehabilitiert und dies, nachdem sie 60 Jahre dafür gekämpft und unter den Konsequenzen ihrer Verurteilung gelitten hatten. Ein Denkmal kann 60 Jahre Unrecht nicht wieder gut machen, aber wenigstens aufzeigen, dass man diese Menschen nicht vergessen hat und gewillt ist, die grossen Leistungen und die Opferbereitschaft dieser Freiheitskämpfer aus Bern und aus ganz Europa im Nachhinein zu würdigen.

Daniel Egloff, Partei der Arbeit pdf