Redebeitrag von PdA-Stadtrat Daniel Egloff an der Stadtratssitzung vom 29. Oktober 2015
Endlich geht etwas. Es hat lange gedauert, und es ist bezeichnend, dass es ein Behindertengleichstellungsgesetz von einer höheren Ebene braucht, damit die Stadt Massnahmen ergreift, welche schon lange nötig gewesen wären.
Wer mit irgendeiner Beinträchtigung in der Stadt Bern unterwegs ist, weiss, wie mühsam dies immer noch ist. Andere Städte sind uns da weit voraus. Eine junge Frau aus Zürich mit einer Sehbehinderung erzählte mir, wie überrascht sie war, als sie feststellte, dass es in Bern nicht mal an den wichtigsten neuralgischen Punkten bei den Lichtsignalen eine akustische Signalisation gibt. Zum Beispiel beim Hauptbahnhof sind nicht alle Zebrastreifen entsprechend eingerichtet. Sonderbar mutet dasselbe Problem bei der Bushaltestelle Unitobler an, welche doch die nächstgelegene Haltestelle vom Blinden- und Behindertenzentrum ist, sowie bei der Tramhaltestelle Holenacker beim Wohnheim Acherli. In Zürich sei dies ganz anders und die genannte junge Frau kennt dort keine Lichtsignalanlage, die nicht auf Knopfdruck auch akustisch informiert.
Wie in den letzten Jahrzehnten an den Anliegen von Menschen mit einer sogenannten Behinderung vorbei gedacht wurde, zeigen verschiedene erstellte Grossprojekte.
Besonders stossend ist es, dass die Haltestellen auf der Strecke des Tram Bern West, welches zwischen 2008 und 2010 gebaut wurde, also vier Jahre nach In-Kraft-Treten des Behindertengleichstellungsgesetzes, nicht den nötigen Anforderungen entspricht und die damit verbundenen Lichtsignalanlagen ebenfalls nicht. Gleiches trifft übrigens auch auf die Perronanlage unter dem Baldachin zu.
Ich möchte hiermit den Behindertenverbänden herzlich danken, die seit Jahren unermüdlich für eine bessere Zugänglichkeit der Stadt Bern kämpfen. Dies hilft schlussendlich nicht nur Menschen mit einer sogenannten Behinderung, sondern auch allen anderen. Ein flacher Zugang ohne Stufe zu Tram und Bus verhindert nicht nur Unfälle, sondern hilft auch Familien mit Kindern (ob im Kinderwagen oder zu Fuss) und Seniorinnen und Senioren.
Und offenbar ist man nicht viel klüger geworden, wenn nur dem hohe Dringlichkeit zugestanden wird, was gesetzlich so vorgegeben wird. Das ist meines Erachtens zynisch. Die existierenden Hindernisse, welche sehr vielen Menschen das Leben massiv erschweren, müssen lieber heute als morgen beseitigt werden.
Trotzdem werden wir diesen Bericht wohlwollend zur Kenntnis nehmen und natürlich dem Kredit zustimmen.
Daniel Egloff, Partei der Arbeit, 29. Oktober 2015 pdf