Dringliche Interpellation Rolf Zbinden (Partei der Arbeit Bern):
KUNSTMUSEUM FEIERT KONZERN-JUBILÄUM: SIEHT JETZT SO DAS KERNGESCHÄFT EINER DER FÜNF GROSSEN SUBVENTIONIERTEN BERNER KULTURINSTITUTIONEN AUS?
Dank der fantasievollen und schmerzhaften Intervention eines jungen Berner Künstlers ist eine breitere Öffentlichkeit auf das jüngste Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums Bern aufmerksam geworden: „Industrious“. Sollte es auch für gewisse Kreise unangenehm sein – in diesem Rahmen stellen sich nun einige grundsätzliche Fragen bezüglich der Verfügbarkeit von hoch subventionierten kulturellen Institutionen für Konzern-Propaganda.
In diesem aktuellen Zusammenhang steht nichts Geringeres als die politische und ökonomische Unabhängigkeit einer der grossen Berner Kulturinstitutionen auf dem Spiel. Die fragwürdige ästhetische Tendenz von „Planet Zement“, wie sie auch im Feuilleton der Zeitung „Der Bund“ diskutiert worden ist, stellt nur die eine Seite des Problems dar: Mit der Ästhetisierung von Herrschaft ist auch ein dreiviertel Jahrhundert nach Walter Benjamins Analyse nicht zu spassen. Indiskutabel ist jedoch für die Partei der Arbeit Bern erst recht der Umstand, dass das Kunstmuseum Bern als renommierte künstlerische Ausstellungs- und Vermittlungsstätte sich umstandslos in den Dienst eines Konzernes stellt, der im Sinne der Vergangenheitsbewältigung und der aktuellen Imagepflege sich nichts sehnlicher wünschen kann als die Kollaboration williger Helfer aus Kunst und Ausstellungsbetrieb.
Auf diesem aktuellen Hintergrund will die Partei der Arbeit Bern vom Berner Gemeinderat wissen:
1. Welchen Wert hat für den Gemeinderat die kulturelle Unabhängigkeit der grossen Berner Kulturinstitutionen?
2. Steht die aktuelle Kollaboration des Kunstmuseums Bern mit dem Jubiläumsprogramm eines Konzerns im Einklang mit den kulturellen Zielen einer subventionierten Berner Kulturinstitution?
3. Welche Auswirkungen hat die lukrative Gefälligkeit des Berner Kunstmuseums auf den Leistungsvertrag?
Begründung der Dringlichkeit: Der Berner Stadtrat und die Berner Bevölkerung brauchen eine klare Stellungnahme des Gemeinderats zu einem Zeitpunkt, der noch eine Überprüfung am fraglichen Objekt zulässt.
Rolf Zbinden, Partei der Arbeit Bern, 6. März 2012