BärenPark: Grosser Muristalden: Neubau; Aufstockung Baukredit
Intervention der PdA Bern an der Stadtratssitzung vom 31. März 2011
Sehr gut kann man jetzt ein weiteres – und vielleicht letztes – Mal das Planungstalent der Stadtbauten Bern (StaBe) auskosten oder die Blauäugigkeit einer Finanzdirektorin, die etwas gar viel unter einen Hut bringen wollte. Das macht im Moment aber nicht nur keinen grossen Spass mehr – das geht am Kern der Sache vorbei. Und dieser Kern kann und muss klar benannt werden: Der BärenPark war von Beginn weg in jederlei Hinsicht eine Fehlkonstruktion. Wer dem nicht zustimmen kann, ist dazu verurteilt, ein weiteres Mal reine Kosmetik zu betreiben.
Wer dem nicht zustimmen kann, wird letztlich der bauernschlauen Rechnung des Stadtpräsidenten zustimmen müssen, der meint: Hätten wir all die Konsequenzen gekannt, nie hätten wir das Projekt realisiert! Stossen Sie also ruhig an und feiern Sie gemeinsam diese List der Vernunft.
Aber vielleicht lässt sich aus der Sache ja sogar etwas lernen – und wenn auch nur in Bezug auf die Segnungen von Public Private Partnership. Wer beim selbstbewussten Auftreten privater Sponsoren nicht den Kopf verliert, wird regelmässig als Miesmacher abgestraft. Wenn es dann mit der vielgepriesenen Privatinitiative nicht ganz und nicht bis zum bitteren Ende hinhaut, dann gibt es ja immer noch die öffentliche Hand, die beim BärenPark sich bis heute sehr konziliant verhält: Da rutscht nie eine Tatze aus – da ist doch Streicheln angesagt!
Aber vielleicht lässt sich ja sogar etwas lernen – auch über die Kollateralschäden von Event und Spektakel. Ich vermag ja nachzuvollziehen, wie auf Tiere vom Format eines Bären hinunter geschaut worden ist zu Zeiten, als von der tierischen Natur noch Gefahren ausgegangen sein mögen – lang ist es her und heute kaum noch nachvollziehbar, wenn wir mal von Zecken, scharf gemachten Hunden und dem bösen Walliser Wolf absehen. Dieser Blick von oben hat im alten Bärengraben überlebt. Das war ein Anachronismus. Die Antwort? Tiergerechte Haltung. Tiergerechte Haltung von Bären am Aarebord! So etwas ist nun nicht nur anachronistisch, sondern sentimentaler Zynismus – und hat mit der Achtung vor den Tieren aber rein gar nichts zu tun. Und die logischen Folgen dieser Form von Überheblichkeit sind allgemein bekannt. Im Klartext: Der Bedarf an Frischfleisch und das Problem der Entsorgung ausgewachsener Tiere.
Falls wir bereit sind, weiterhin von Kredit zu Nachkredit zu stolpern, dann öffnet sich uns die Perspektive einer unendlichen Geschichte: zusätzliche Bauten im BärenPark und um den Park herum, zusätzliche Verbauungen des Aareufers, zusätzliche Absperrungen und Schliessung von Wegen, zusätzliche Sicherheits- und Ordnungskosten. Bisher war vielen kein Preis zu hoch: Bern brauch doch diese Attraktion! – tönt es allerorten.
Daran wird sich solange nichts ändern, wie wir Lebewesen als reine Attraktion behandeln und nach den Regeln der Unterhaltungsindustrie zurichten. Wenn wir der Aufstockung des Baukredits zustimmen, vergeben wir uns jetzt eine Chance, auf einen würdigen Abschluss des Kapitels Bärengraben/BärenPark hinzuarbeiten: als Abschluss eines Kapitels von menschlicher Überheblichkeit, von Ausbeutung. Das wäre eine echte Attraktion für Bern!
Rolf Zbinden, Partei der Arbeit Bern, 31. März 2011 pdf