In meiner Interpellation „Musikunterricht für alle“ habe ich auf die positive Bedeutung aktiven Musizierens für die Persönlichkeitsentwicklung hingewiesen. Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer, Teamfähigkeit, soziale Aufmerksamkeit und vernetztes Denken werden durch das Erlernen eines Musikinstruments nachhaltig gefördert. In seiner Antwort teilt der Gemeinderat diese Beurteilung und verweist auf wissen¬schaftliche Untersuchungen, die diesen Befund bestätigen. Es ist daher ohne Zweifel wünschbar, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, Zugang zu Instrumentalunterricht erhalten können.
Von einer Realisierung dieses Ziels sind wir noch weit entfernt. Da der Instrumental¬unterricht vorwiegend ausserschulisch organisiert und kostenpflichtig ist, wird er nur von einem Teil der Bevölkerung wahrgenommen. Sozial benachteiligte Schichten finden dazu nur selten Zugang. Häufig verunmöglicht auch die Wohnsituation ein regelmässiges Üben.
Dem will das vom Direktor der Musikschule Konservatorium Bern erarbeitete Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ abhelfen. Der Gemeinderat erklärt in seiner Antwort auf meine Interpellation sein Interesse, dieses Projekt zu realisieren und zu diesem Zweck mit der Musikschule Konservatorium Bern zusammen zu arbeiten. Gleichzeitig hält er eine flächendeckende Realisierung aus finanziellen und personellen Gründen im Moment für nicht möglich. Ausserdem solle das auf kantonaler Ebene diskutierte Projekt „Bildung und Kultur“ abgewartet werden.
Es ist stossend, dass eine Massnahme, welche unbestrittenermassen derart positive Wirkungen auf die Entwicklung von Kindern haben könnte, aus finanziellen Gründen nicht realisiert wird. Ich bin der Meinung, dass hier falsche Prioritäten gesetzt werden. Statt auf den Kanton zu warten, sollten Massnahmen ergriffen werden, durch welche die Voraussetzungen für eine Umsetzung des Projekts „Jedem Kind ein Instrument“ geschaffen werden.
In diesem Sinne wird der Gemeinderat beauftragt:
- in Zusammenarbeit mit der Musikschule Konservatorium Bern das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ so weiter zu entwickeln, dass es in der Stadt Bern flächendeckend eingeführt werden kann;
- dem Stadtrat eine Finanzvorlage für die Realisierung des Projektes zu unterbreiten;
- die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass musizierenden Kindern in den Schulhäusern der Stadt in ausreichendem Masse Übungsräume für Einzel- und Ensemblespiel angeboten werden können.
25.2.10