Schulreglement; Teilrevision

Reglement vom 30. März 2006 über das Schulwesen (Schulreglement); Teilrevision
Intervention der PdA Bern an der Stadtratssitzung vom 21.1.2010

Zeigen Sie mir Ihr Schulreglement und ich sage Ihnen, welche Form von Gesellschaft Ihnen vorschwebt. In diesem Sinn kommt auch der heutigen Debatte symptomatische Bedeutung zu. Und alle diejenigen, welche in den vergangenen Monaten und Jahren in jedem möglichen und auch unmöglichen Zusammenhang von Integration gesprochen haben – sie, wir alle haben jetzt die Gelegenheit, den Worten Taten folgen zu lassen und Integration in einem zentralen gesellschaftlichen Bereich realisieren zu helfen.

Die Umsetzung des kantonalen Integrationsartikels 17 ist ein gewaltiges Unterfangen. Ich erachtet es als einen schul- und bildungspolitischen Meilenstein auf dem Weg hin zu einem Bildungswesen, das es ernst nimmt mit Gleichheit und Gerechtigkeit: mit der Gleichheit der Chancen in einer gerechteren Gesellschaft, die sich nicht auf Konkurrenz, sondern auf Solidarität aufbaut. Jeder Entscheid heute Abend leitet sich für uns deshalb von diesem Leitziel und von der Kernfrage ab: Wie ernst ist es uns allen denn mit der Integration?

Wir sind uns dessen bewusst, dass sich ein solches Vorhaben nicht so einfach per Dekret verordnen lässt. So etwas fordert alle Beteiligten heraus, fordert alle Beteiligten – und beteiligt sind viele, fast alle: Lehrende wie Lernende, Eltern und Behörden. Und um die Umsetzung zu gewährleisten, gilt es auf allen Ebenen die besten Voraussetzungen zu schaffen und die notwendige Unterstützung bereit zu stellen.

Das gilt insbesondere auch für die Aus- und Weiterbildung der Lehrpersonen: Notwendig ist ein Bewusstsein dafür, dass wir es in der Umsetzung des Integrationsauftrags nicht mit Etikettenschwindel, pädagogischer Rhetorik oder Reglementskosmetik zu tun haben, sondern mit einem Kurswechsel. Dieses Bewusstsein darf nicht beschränkt sein auf einzelne Kategorien von Lehrpersonen. Der Integrationsauftrag kann nicht einfach delegiert werden. Betroffen sind alle. Und alle müssen das Vorhaben mittragen. Dieser Aufwand lohnt sich: Die Lernenden werden es danken.

Zu den notwendigen Voraussetzungen gehört auch ein Schulmodell, das dem Geist der Integration entspricht, das diesen Geist konsequent fördert. Wenn wir uns hier für ein Klassen trennendes Modell entscheiden, laufen wir nicht nur Gefahr, uns in Widersprüche zu verwickeln und widersprüchliche Signale zu senden; sondern wir gefährden den Kern des Projekts Integration. Bewusst oder unbewuss. Und wer das will, soll die Karten bitte offen auf den Tisch legen.

Die PdA Bern hat kein Verständnis dafür, wenn im Rahmen der Behandlung des neuen Schulreglements Partialinteressen auf eine Weise ins Spiel gebracht werden, dass sich von Neuem Verunsicherung breit macht. Wir haben hier und heute die Möglichkeit, klare Zeichen des Aufbruchs hin zu einer integrativen Schule zu setzen: ermunternde Zeichen für Lehrende, Lernende und ihre Eltern.

Rolf Zbinden, PdA Bern, 21.1.2010