Interpellation Rolf Zbinden (PdA): „Mit Kanonen gegen Spatzen“ (.ch, 28.1.2009)

Wenn die Unverhältnismässigkeit zur Regel wird
Entgegnung der PdA Bern auf die Antwort des Berner Gemeinderats

Wo wer was wann zu sagen hat: Das ist wahrlich kein simpel Ding, wenn es um den politischen Einsatz von Police Bern geht. Mit der Abgrenzung zwischen strategischen und taktischen Fragen scheinen sich nicht nur einfache Gemüter wie ich schwer zu tun. Und wenn gar noch Bundesbern und der Bundessicherheitsdienst mitmischen, dann ist der Salat so gut wie angerichtet. Das hat auch Vorteile: Locker lässt es sich so um die zentralen Fragen der Verantwortung herumtanzen. Am Schluss sind es dann natürlich immer die andern – oder noch besser: niemand.

Wer unsere Interpellation seriös liest, wird kein Wort finden gegen den „Schutz von völkerrechtlich geschützten Personen“. Was dieser Schutz allerdings mit Fahnen, Transparenten und Sprechchören weit ab von den „völkerrechtlich geschützten Personen“ zu tun hat: Der Gemeinderat bleibt uns diese Antwort schuldig – muss er uns schuldig bleiben, weil nämlich keine physische Gefährdung von „Staatsgästen“ durch die Ausübung demokratischer Rechte herbeiphantasiert werden kann. Es sei denn, demokratische Rechte werden generell als gefährlich eingeschätzt.

Dem Gemeinderat scheint auch entgangen zu sein, dass der von uns geschilderte Polizeieinsatz Kopfschütteln weit über unsere Reihen hinaus ausgelöst hat. Als Einstandsgeschenk des damals neuen Sicherheitsdirektors an eine demokratische Öffentlichkeit sicher nicht optimal! Wenn der Sicherheitsdirektor in dieser Weise Imagewerbung für Bern betreiben will und seinen politisch-strategischen Auftrag in diesem Sinn interpretiert, dann nimmt die politische Entmündigung der Stadt Bern in polizeilichen Angelegenheiten ihren Lauf.

Die Antwort des Gemeinderats zeigt keinen Ansatz kritischer Reflexion und wiederholt das alte Lied der Unzuständigkeit: Da hat seit Januar 2009 noch kein Lernprozess stattgefunden. Dabei weiss der Sicherheitsdirektor doch: Es geht auch anders!

Rolf Zbinden, PdA Bern, 29.10.09