Motion Rolf Zbinden (PdA):
Einen Platz für Samuel Henzi, geboren 1701 in Bümpliz, hingerichtet 1749 in Bern, Schriftsteller, Demokrat, Revolutionär
„Henzi, als ein Mann, bei dem das Herz eben so vortrefflich als der Geist war, wird von nichts, als dem Wohle des Staats getrieben; kein Eigennutz, keine Rache beseelt ihn; er sucht nichts als die Freiheit bis zu ihren alten Grenzen wieder zu erweitern, und sucht es durch die allergelindesten Mittel, und wann diese nicht anschlagen sollten, durch die allervorsichtigste Gewalt.“ G. E. Lessing, 1753
Vor exakt 260 Jahren, am 25. Juni 1749, versuchte in Bern die im Rat nicht vertretene Bürgerschaft das regierende Patriziat zu stürzen. Dieser Machtkampf, der in Bern als „Burgerlärm“ fortlebte, richtete sich gegen die Alleinherrschaft einer immer kleiner werdenden Zahl an Familien, welche die Ratsstellen und damit auch die lukrativen Staatsämter monopolisierten.
Urheber der Verschwörung 1749 waren Handwerker sowie Gewerbetreibende wie Gabriel und Emanuel Fueter, Niklaus Wernier, Gottfried Kuhn, die den schreibgewandten Henzi einbezogen. Dieser entwarf in einem Memoriale eine Neuordnung Berns, die traditionelle (Zunftverfassung) und revolutionäre Elemente (Gemeindeversammlung als oberstes Organ, Amtszeitbeschränkung für vom Volk gewählte Magistrate) beinhaltete. Die Verschwörung, am 25. Juni 1749 in der Indiennefärberei des Johann Friedrich Küpfer im Sulgenbach initiiert, wurde am 2. Juli verraten. Die Regierung handelte aus Furcht vor einem landesweiten Aufstand rasch: Nach geheimen Nachforschungen in Bern am 3. Juli liess sie anderntags die Stadt militärisch sichern und ca. 70 Verschwörer verhaften.
Obschon die Verschwörung damit zerschlagen war, fiel das Strafgericht exemplarisch aus: Henzi, Wernier und Emanuel Fueter wurden am 17. Juli enthauptet, die andern Verschwörer unter Hausarrest gestellt oder verbannt. Damit war die Opposition gegen das Patriziat für lange mundtot gemacht. (s. Historisches Lexikon der Schweiz)
„Am Unverstand der herrschenden Klasse scheiterten die Umgestaltungspläne Henzis, indem man den Mann dem Schwert des Henkers überlieferte. Aber während heute niemand mehr die Namen seiner „Richter“ nennt, lebt dieser Klassenkämpfer als Märtyrer in der Geschichte weiter.“ Robert Grimm, 1920
Es stünde der Stadt Bern gut an, einem ihrer innovativsten und unbestechlichsten Köpfe, der weit über die Landesgrenzen hinaus für demokratisches Gedankengut stand und immer noch steht, endlich ein Erinnerungsmal in Form einer Platzbenennung zu setzen.
Wie die Widmung und anschliessende Entwidmung des Klee-Platzes belegt, sollten einem solchen Ansinnen beim besten Willen keine unüberwindlichen Schranken gesetzt sein. Als ein Mann, der sich mit den gesellschaftlichen Fragen seiner Zeit schonungslos auseinandersetzte, würde Samuel Henzi über diesen „Unort“ im Spannungsfeld unterschiedlichster urbaner Ansprüche sicher nicht die Nase rümpfen.
Deshalb wird der Gemeinderat beauftragt:
- in Erinnerung an die demokratische Tradition dem Revolutionär Samuel Henzi einen Platz zu widmen;
- als Ort jenen Platz zu wählen, der vorübergehend den Namen Paul Klees trug.
Rolf Zbinden, PdA Bern, 25.6.09