Begegnungszonen

Postulat Barbara Streit-Stettler (EVP)/Peter Künzler/Nadia Omar (GFL): Von der 50. zur 80. Begegnungszone in der kommenden Legislatur
Postulat Fraktion SVP/JSVP (Thomas Weil, SVP): Kleiner Aufwand – grosse Fehlwirkung: 50 Begegnungszonen sind genug!

Intervention der PdA Bern in der Sitzung des Berner Stadtrats, 7. Mai 09

Mit der Einrichtung der Begegnungszone haben wir ein wertvolles Instrument der Stadtentwicklung in der Hand, das auf überzeugende Art gleich mehrere Vorteile auf sich vereinigt:

Die Begegnungszone ist ein effizientes Mittel, die Lebens- und Wohnqualität ganzer Strassenzüge erheblich zu verbessern. Im Einbezug der Bevölkerung sehen wir einen kleinen Ansatz zu basisdemokratischen Strukturen, wie wir sie – nicht nur für die Weiterentwicklung unserer Städte – für unabdingbar erachten. Die Initiativ- und Mitwirkungsmöglichkeit der Bevölkerung gilt es aus diesem Grund in Zukunft zu stärken, damit auch jene Quartiere in den Genuss von Begegnungszonen kommen, deren BewohnerInnen im Deponieren und Geltendmachen eigener Interessen weniger geübt sind.

Der Gemeinderat weist in seiner Antwort auf das Postulat der Fraktion SVP/JSVP auf die Bedeutung der „gegenseitigen Rücksichtnahme“ unter den unterschiedlichen BenutzerInnen der Begegnungszonen hin. Wir stimmen dem zu: Rücksichtnahme und Respekt scheinen uns die einzige Grundlage, auf der sich die friedliche Koexistenz unterschiedlicher Interessen im öffentlichen Raum – auch wiederum über die Begegnungszonen hinaus – sinnvoller Weise etablieren kann. Hier haben wir ein Beispiel für eine lebens- und basisnahe Alternative zur allseitigen Reglementierung durch Verbote, Überwachung und Repression.

Wer unter diesen Umständen den finanziellen Aufwand für die Einrichtung von Begegnungszonen ins Feld führt, muss deshalb nicht erstaunt sein, wenn er auf Unverständnis stösst und auf den Verdacht, dass es ihm im Kern um etwas ganz Anderes geht – zumal eine umfassende Rechnung auch berücksichtigen müsste, welcher materielle Schaden und welches Leid bisher durch die Schaffung von Begegnungszonen vermieden werden konnten!

Wer hinter jeder Strassenecke einen Angriff auf den motorisierten Individualverkehr wittert, wird sich so schnell nicht zu einer entspannteren Perspektive bewegen lassen. Mit den Begegnungszonen baut er sich hier jedoch das falsche Objekt seines Abscheus auf! Hier geht es ja eben nicht um einen gegenseitigen Ausschluss, sondern um gegenseitige Rücksichtnahme. Nehmen wir die Chance wahr, gegenseitige Rücksicht und gegenseitigen Respekt einzuüben: Dafür sind 50 Begegnungszonen nicht genug. 80 sind schon besser!

Die PdA Bern unterstützt das Postulat von EVP/GFL und ermuntert die Bevölkerung dazu, die Initiative zu ergreifen zur Umgestaltung ihrer Strassenzüge und Quartiere und sich nicht vorschreiben zu lassen, wann und womit sie zufrieden sein soll.

Rolf Zbinden, PdA Bern, 7.5.09